Kernkraft
- Andrea
- 10. Mai 2021
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 16. Mai 2021
Ich bin gerade auf dem Telegram-Kanal von Anja Reiche #herzradikal auf ein Video von Prof. Franz Ruppert aufmerksam geworden. Danke Anja! Ich habe Franz Ruppert persönlich bei Familienaufstellungen in München erlebt. Mir ist gleich aufgefallen, dass er so ein angenehmer bescheidener Mensch ist trotz seines weltweiten Erfolgs als Traumatherapeut und Autor. Ich habe auch festgestellt, dass seine Art Aufstellungen zu leiten ganz anders ist als die anderer Aufsteller, die ich je erlebt habe. Ich konnte damals nicht greifen, worin sich seine Methode unterscheidet, zumal er kaum einwirkte auf das Aufstellungsgeschehen. Nach meiner Lektüre der letzten Monate verstehe ich die Herangehensweise von Franz Ruppert immer besser, denn er vereint die Polyvagaltheorie, Schatten-, Teile-Arbeit und vieles mehr in seiner Arbeit. Franz Ruppert ist ein Mensch, der durch seine Arbeit an sich selbst so bewusst und bei sich ist, dass sein Ego kaum mehr spürbar ist. Seine Vision ist, dazu beizutragen, dass möglichst viele Menschen sich selbst entdecken. Im Video erklärt er, dass wir in einem krankmachenden System leben, dazu kommen mögliche Traumatisierungen in der Familie. Dementsprechend viele Menschen sind heutzutage von sich selbst getrennt und überleben oder erleben nur statt zu leben. Die gute Nachricht ist, egal was wir erlebt haben, wie traumatisiert und entfernt von uns selbst wir sind, wir haben alle eine unzerstörbaren Kern in uns, der gut ist und alle Informationen beinhaltet, die wir brauchen. In Krisen, wenn wir alles verlieren, kommt der nackte Kern oftmals zum Vorschein.
Ich habe mir in den letzten Monaten oft überlegt, ob und wie man Menschen dabei unterstützen kann sich selbst zu finden. Durch meine persönliche Erfahrung und die Geschichte vieler bewusster Menschen habe ich den Eindruck bekommen, eine Krise allein reiche nicht aus, wenn man sich sehr weit von sich entfernt hat, es bedarf wohl eines Schockerlebnisses. Inzwischen verstehe ich sehr gut, warum jegliches Hilfsangebot ohne Auftrag übergriffig ist. Sicherlich meint es der Helfende gut, das ist gar keine Frage. Allerdings wird sein Bemühen vergeblich sein, sofern sein Gegenüber nicht zuvor bewusst oder unbewusst eine Entscheidung für sich getroffen hat. Einen Menschen an diesen Punkt zu bringen, kann nicht von einem anderen Menschen geleistet werden. Diese Aufgabe übernimmt das Leben. Das Leben entscheidet, wann etwas dran ist.
Es bedarf immer eines Entwicklungsprozesses, dem man niemandem ersparen kann, egal ob dieser Prozess durch eine Krise, einen Unfall, ein Nahtoderlebnis oder was auch immer ausgelöst wird.
In den Aufstellungen von Franz Ruppert kann man auch einen Entwicklungsprozess beobachten. Bei ihm werden keine Familien, sondern Anliegen aufgestellt. Er nimmt sich bewusst zurück um den Aufsteller in seinem eigenen Entwicklungsprozess nicht zu stören. Das ist eine große Kunst sich in der heutigen Zeit mit seinem Wissen, seiner Hilfsbereitschaft und seinem Ego zurücknehmen zu können.

Quelle:
15-minütiges Interview von Prof. Franz Ruppert:
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