EMDR bei Hunden
- Andrea
- 29. März 2021
- 2 Min. Lesezeit
EMDR steht für Eye Movement Desensitization and Reprocessing, auf deutsch: Desensibilisierung und Aufarbeitung durch Augenbewegungen. Sie ist eine Methode zur Behandlung Posttraumatischen Belastungsstörung, bei der der Patient mit den Augen abwechselnd links und rechts aufblinkende Lichter oder dem Finger des Therapeuten verfolgt, so dass eine horizontale Bewegung der Augen hervorgerufen wird. Diese Bewegung der Augen stimuliert abwechselnd beide Gehirnhälften und simuliert dadurch die REM-Phase im Schlaf. REM steht für Random Eye Movement. In der REM-Phase schlägt das Herz schneller, die Atemfrequenz und der Blutdruck steigen und die Augen wandern bei geschlossenen Lidern hin und her – daher der Name REM. Unsere Träume finden fast ausschließlich in der REM-Phase statt. Diese Phase ist wichtig für unsere psychische Selbstheilung. Im Traum verarbeitet unser Unterbewusstsein mehr oder weniger belastende Ereignisse. Die Augenbewegung steht im Zusammenhang mit der sogenannten Vierhügelplatte in unserem Gehirn, die sowohl die Augenmuskeln steuert als auch für das Empfinden von Schmerzen zuständig ist.
Wenn man bedenkt, dass die REM-Phase erst vor 50 Jahren entdeckt wurde, kann man sich vorstellen, dass die Wirkung von EMDR noch lange nicht gänzlich erforscht ist, schon gar nicht bei Tieren. Die Forschung hat diesbezüglich erst vor 2 Jahren Erkenntnisse durch Tierversuche mit Mäusen erlangt. Mäuse wurden in einem ersten Schritt klassisch konditioniert, indem ihnen zeitgleich mit einem Ton ein Schmerzreiz zugefügt wurde. Durch die Konditionierung geraten sie später nur bei Erklingen des Tons in eine Schockstarre. Lässt man nun immer wieder den Ton ohne Schmerzreiz erklingen, verlernen die meisten Tiere irgendwann die Schockstarre wieder. Einer zweiten Gruppe wurde abwechselnd links und rechts aufflackerndes Licht zur Verfügung gestellt, was zur Folge hatte, dass alle Mäuse in einem kürzeren Zeitraum die Schockstarre aufgaben. Dies beweist, dass EMDR auch bei Hunden funktioniert, denn die klassische Konditionierung wurde von Pawlow zunächst an Hunden erprobt und der Aufbau des Gehirns ist bei allen Wirbeltieren ähnlich, also auch Hunde verfügen über eine Vierhügelplatte.
EMDR funktioniert also bei Hunden und sie wenden es Tag und Nacht selbst an, wie Hundebesitzer wissen. Mein Hund hat mindestens einmal am Tag eine REM-Phase und wie lange die REM-Phase nachts ist, kann ich nicht beurteilen, da ich dann selbst schlafe und träume. Das Thema Traum bei Tieren habe ich bereits in einem Beitrag zum Klarträumen behandelt.
Wir wenden auch sicherlich jede Nacht EMDR selbst an, doch gibt es meistens Ereignisse in unserem Leben, die so schmerzbehaftet sind, dass sie so weit im Unterbewusstsein verschüttet sind, dass sie im Traum nicht bearbeitet werden oder gar in Albträumen auftauchen und der Betroffene immer aufwacht, sodass eine Verarbeitung nicht möglich ist. An solche verdrängten traumatische Themen kommt der Therapeut weder in einer Gesprächstherapie noch mithilfe von Hypnose heran und #EMDR ist in solchen Fällen oftmals sehr erfolgreich.
Der Traum ist der beste Beweis dafür, dass wir nicht so fest in unsere Haut eingeschlossen sind, als es scheint.
Friedrich Hebbel
Quellen:
Interview mit Katharina Drexler: https://www.youtube.com/watch?v=v34dHeImeIY
Psychotherapie im Mäusemodell:
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