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Halt die Ohren steif!

  • Autorenbild: Andrea
    Andrea
  • 3. März 2020
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 19. Apr. 2020

Die Physiognomik bezeichnet den Zusammenhang zwischen Form des Körpers, insbesondere des Gesichts und Charaktereigenschaften des Menschen. Gesichtleser können im Gesicht neben Wesenszügen auch Talente und Krankheiten ablesen.

Wenn das bei Menschen geht, ist das mit Sicherheit bei Hunden auch möglich. Aristoteles hat sich auch schon mit Physiognomik beschäftigt und bei Menschen und Tieren keinen Unterschied gemacht. Allerdings tun wir uns aufgrund der vielen unterschiedlichen Rassen schwerer und ich glaube, es gibt wenige Menschen, die sich bisher wissenschaftlich damit auseinandergesetzt haben. Leute die aus menschlichen Gesichtern wie aus einem Buch lesen können, gibt es mittlerweile einige, die meisten in China und Südamerika. Der deutsche Gesichtleser Eric Standop hat an dem Sprichwort "Halt die Ohren steif!" erklärt, was die Form der Ohren bedeutet. Menschen mit festen Ohren seien streitsüchtig und lassen sich nicht so leicht unterkriegen im Gegensatz zu Menschen mit fleischigen Ohren, die eher friedfertig sind. Das Sprichwort kommt nicht aus der Tierwelt, wie man vermuten könnte, sondern aus der Bibel, wie Standop sagt. Im Alten Testament ließ Gott die Ohren des Pharaos hart werden, damit er sich nicht unterkriegen lässt.


Ich dachte dabei an das Kupieren von Hundeohren, das glücklicherweise seit 1986 in Deutschland verboten ist. Das Kupierverbot von Hunderuten kam erst 12 Jahre später. Leider ist das Rutenkupieren für jagdlich geführte Hunde in Deutschland nach wie vor erlaubt. Kupieren kommt vom französischen couper (schneiden), bei bestimmten Hunderassen wie Dobermann, Dogge, Boxer etc. wurde das Ohr verkleinert und somit aus einen natürlichen Schlappohr ein Stehohr gemacht, was von den Rassestandards, also vom Deutschen Verband für Hundeunwesen verlangt wurde. Hunde sind dadurch lebenslänglich in ihrer Kommunikation massiv eingeschränkt. Die Gründe für das Kupieren sind sehr fadenscheinig, so hat man wohl schon im alten Rom die Ruten kupiert, weil man die Hunde dadurch vor Tollwut schützen wollte. Man ging davon aus, dass Tollwut durch Würmer ausgelöst wird, die Sehnen beim Durchtrennen der Rute wurden für Würmer gehalten. Bei den Jagdhunden wird das Rutenkupieren immer mit einer geringeren Verletzungsgefahr gerechtfertigt, was für mich eine genauso fadenscheinige Begründung wie die Fadenwürmer ist. In den letzten Jahrzehnten hatte die Kupierpraxis nur noch ästhetische Gründe. Über Schönheit lässt sich bekanntlich nicht streiten, die große Mehrheit von uns wird den Dobermann mit den Schlappohren als lieber und den Dobermann mit den kupierten Ohren als eher gefährlich einstufen. Woher kommt diese Annahme? Hundefreunde wissen, dass Hunde beim Drohen ihre Ohren steif machen. Ich bin mir sicher, dass diese Annahme nichts mit der Kenntnis von Hundekörpersprache zu tun hat, sondern ganz intuitiv in uns verankert ist. Das Gesichtlesen ist wie die Tierkommunikation eine Fähigkeit, die unsere frühen Vorfahren und wir als Babies beherrschten. Bei Hunden assoziieren wir steife Ohren also richtigerweise mit Streitlust, bei kupierten Hunden sind diese allerdings künstlich erzeugt und entsprechen nicht dem Charakter des Hundes. Ein Schäferhund hat natürliche Stehohren und er wirkt auf die meisten von uns bedrohlicher als ein Labrador mit seinen Schlappohren. Der Spitz mit seinen spitzen Ohren ist durch seine Bellfreudigkeit ein streitsüchtiger Geselle und für seine Willensstärke und sein Durchsetzungsvermögen bekannt.


Wie ist das denn bei Menschen? Bei wie vielen Menschen in unserem Umfeld wissen wir überhaupt was sie für Ohren haben? Bei Frauen sind die Ohren ja oft durch die Haare verdeckt. Denken wir mal an die Darstellung von Goethes Mephisto, der hatte immer knöchrige Ohren, die nach oben spitz zuliefen, also eigentlich kupierte Dobermannohren. Auch Vampire und Hexen werden mit solchen Ohren dargestellt. Steife, fleischlose Ohren, die spitz zulaufen, haben auf uns eine bedrohliche Wirkung, diese #Intuition ist sicherlich ein Erbe unserer Vorfahren.



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