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Schlechte Sozialisierung

  • Autorenbild: Andrea
    Andrea
  • 10. Feb. 2020
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 18. Sept. 2020

"Der kann das nicht." "Der hat das nie gelernt." Solche Sätze höre ich in letzter Zeit ständig. Nicht im Pfötchen-Camp, denn es geht um Menschen, die keine soziale Kompetenz haben, keine emotionale Intelligenz und sich in Gesellschaft irgendwie immer komisch verhalten. Dann habe ich mich gefragt, wie kann man mehr oder weniger 70 Jahre als "Kaspar Hauser" durch die Welt laufen, man hat doch zwangsläufig Kontakt zu Menschen. Ich nehme mich da übrigens nicht aus, es hat ja schließlich einen Grund, warum ich mich lieber mit Tieren als mit meinen Artgenossen abgebe. Ich habe allerdings noch die Hoffnung, durch Lebenserfahrung dazuzulernen. Die vielen Beispiele, die ich kenne, die mittlerweile zwischen 70 und 80 sind und immer noch nicht kommunizieren können, lassen mich nun aber zweifeln, ob ich in meinem Alter diesbezüglich noch was lernen kann und so kam ich darauf, mal über die Entwicklungsphasen und insbesondere die Sozialisierungsphase des Menschen zu recherchieren.


Diese Definition habe ich gefunden:

"Sozialisation bezeichnet meist die Gesamtheit all jener durch die Gesellschaft vermittelten Lernprozesse (u.a. das Benehmen), in denen das Individuum in einer bestimmten Gesellschaft (Übertragung von Bräuchen etc.) und ihrer Kultur sozial handlungsfähig wird – also am sozialen Leben teilhaben und an dessen Entwicklung mitwirken kann. Sozialisation ist somit ein lebenslanger Prozess."

Entscheidend ist für mich, dass es sich um einen lebenslangen Prozess handelt, man spricht also nicht von einer Sozialisierungsphase wie beim Hund, wobei ja auch der Hund lebenslang lernen kann. In der Prägungsphase wird die Persönlichkeit wesentlich geprägt, was dann auch irreversibel ist. Hat der Hund in dieser Phase keinen Kontakt zu Artgenossen, wird es lebenslang Probleme diesbezüglich geben. Die Sozialisierungsphase geht bis zum 3. Monat und was der Hund bis dahin lernt ist ebenfalls entscheidend für sein weiteres Leben, kann allerdings auch noch nachgeholt werden mit viel mehr Aufwand natürlich. Selbstverständlich wird ein Mensch, der in der Kindheit isoliert aufgewachsen ist, immer auffällig bleiben, Stichwort Kaspar Hauser. Es versteht sich, dass ich den Namen Kaspar Hauser an vorheriger Stelle nicht ganz ernst verwendet habe, denn Kaspar Hauser war natürlich auch lebenslang sozial behindert. Es gibt auch Studien darüber, dass Babys, die keinen Körperkontakt bekommen, physisch erkranken.

Bei Pädagogik News Stangl habe ich außerdem folgende Erklärung zur Sozialisation gefunden: "Diese Entwicklung des Menschen findet in allen Kulturen statt, natürlich in anderen Ausformungen, aber jede Kultur schafft es, ihren sozialisierten Menschen hervorzubringen." Ich habe allerdings Zweifel, ob es unsere heutigen Kulturen noch schaffen, sozialisierte Menschen hervorzubringen. Ich vermute, dass es aufgrund von Zeitmangel weder durch die Eltern passiert, noch durch Pädagogen, die keine Verantwortung übernehmen wollen und so ist der Mensch sich selbst und seinen sozialen Medien überlassen. Die Nachkriegsgeneration hatte noch kein Internet und keine Smartphones, aber die gleiche Sprachlosigkeit, die wir haben. Die Gründe sind andere, das Ergebnis dasselbe: schlecht sozialisierte Menschen, die wie Pappfiguren durch die Welt gehen.




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